Maria Sibylla Merian
1647-1717
Sie war sicherlich eine der bemerkenswertesten Frauen ihrer Zeit und gilt bis heute, sei es zu Recht oder nur vereinnahmt, als Ikone des Feminismus und als Vorreiterin für ein selbstbestimmtes Frauenleben. Ihre Biographie zeugt von einem zwar schwierigen, aber doch auch sehr aktiv und willensstark geführten Leben und ihre Tätigkeit als Künstlerin und Unternehmerin in einer üblicherweise von Männern dominierten Lebens- und Arbeitswelt beeindruckt zutiefst.
Zwar hat sie weder die tierkundliche Illustration begründet, noch war sie die erste Blumen- und Pflanzenmalerin. Aber die Art und Weise, wie sie genaue naturkundliche Beobachtung mit künstlerischer Komposition und ästhetischem Ausdruck verband, erheben ihr Werk zu einem bis heute zu Recht berühmten und gerühmten Meilenstein der naturkundlichen und dekorativen Graphik. Mit ihren akkuraten und systematischen Studien von Insekten gilt Maria Sibylla Merian als Wegbereiterin der modernen Insektenkunde, ebenso sind ihre Pflanzendarstellungen von einer großen botanischen Genauigkeit.
Daneben gilt sie aber auch als unbestritten große Künstlerin, deren Werke zu den schönsten ihrer Art zählen. Die Blätter aus ihren drei Veröffentlichungen "Blumenbuch", "Raupenbuch" und "Verwandlung der surinamischen Insekten" sind bis heute gesuchte und teils äußerst seltene Schätze der graphischen Kunst.
1647 | Geboren am 2. April 1647 in Frankfurt/M. als erstes Kind aus der zweiten Ehe ihres Vaters, des berühmten Kupferstechers und Verlegers Matthäus Merian d. Ä., mit Johanna Catharina Sibylla Heim. Der Vater stirbt 1650 und die Mutter heiratet 1651 in zweiter Ehe den Maler und Kunsthändler Jacob Marrel (auch Marrell), der die Erziehung seiner Stieftochter Maria Sibylla auch künstlerisch wesentlich beeinflußt. Kindheit und Jugend verbringt sie in Frankfurt/M. |
1665 | Heirat mit dem aus Nürnberg stammenden Maler und Kupferstecher Johann Andreas Graff (1636–1701), einem früheren Schüler ihres Stiefvaters. Im Jahr 1668 Geburt der ersten Tochter Johanna Helena. |
1668 | Übersiedlung der jungen Familie nach Nürnberg. Um zum Familienunterhalt beizutragen, umtriebige Tätigkeit Maria Sibyllas als Gelegenheitsmalerin, Händlerin für Kunstbedarf und Kunstlehrerin für Töchter des Patriziats und des gehobenen Bürgertums. Im Jahr 1678 Geburt der zweiten Tochter Dorothea Maria. Zwischen 1675 und 1683 Veröffentlichung des "Blumenbuches" und der ersten beiden Teile des "Raupenbuches". |
1682 | Im Jahr 1682 verlegt die Familie, wohl wegen Erbangelegenheiten nach dem Tod des Stiefvaters Jacob Marrel, den Wohnsitz zurück nach Frankfurt/M. Im Winter 1685/86 verläßt Maria Sibylla Merian ihren Mann (die Scheidung wird offiziell erst 1692 ausgesprochen) und zieht mit ihrer Mutter und den beiden Töchtern nach Schloß Waltha in Westfriesland in die dortige pietistische Labadisten-Gemeinschaft, mit der sie über ihren Stiefbruder Caspar Merian Kontakt hatte. |
1691 | Übersiedlung Merians mit ihren Töchtern nach Amsterdam. Dort wieder Tätigkeit als Illustratorin, Auftragsmalerin und Händlerin für Kunstbedarf und Kuriositäten. Reger Kontakt mit lokalen Würdenträgern, Wissenschaftlern und Künstlern. |
1699 | Im Sommer des Jahres 1699 reist Merian zusammen mit der jüngeren Tochter Dorothea Maria nach Surinam, einer niederländischen Kolonie im Norden Südamerikas. Zweijähriger Aufenthalt dort mit intensiven Naturstudien. Im Sommer 1701 Rückkehr der beiden nach Amsterdam. |
1705 | Merian veröffentlicht auf eigene Kosten ihr großes Werk "Metamorphosis insectorum Surinamensium" ("Die Verwandlung der surinamischen Insekten"), mit dem sie ihren bis heute anhaltenden Ruhm begründet. Kommerziell ist das Buch, auch aufgrund der hohen Entstehungskosten, kein großer Erfolg. |
1717 | Maria Sibylla Merian stirbt, weitgehend verarmt, am 13. Januar 1717 und wird in Amsterdam begraben. Kurz nach ihrem Tod gibt ihre Tochter Dorothea Maria im Selbstverlag den dritten Teil des "Raupenbuches" heraus. |